Zeljko Rusic*

*Lokaler Künstler | 1967 geboren in Knin bei Split, Kroatien.
Vita

1987 Umzug nach Schaffhausen
seit 1991 in Königsfeld/Schwarzwald

INTERVIEW mit Zeljko Rusic
Über den künstlerischen Prozess

Galerie K3 (K3): Wie entsteht ein typisches Kunstwerk von Ihnen?
Zeljko Rusic (ZR): Zuerst ist da eine Idee. Das löst bei mir Gedanken aus, philosophische Gedanken. Es folgen dann zahlreiche Skizzen – und wenn dann nichts dagegen spricht, entscheide ich mich, eine Arbeit konkret zu beginnen. Dann aber gibt es keine Skizzen mehr und ich arbeite nur mit dem inneren Bild, das ich im Gedächtnis habe. Das Material schafft eine innere Verbindung zu mir, ich arbeite ganz authentisch. Die Spannungen innerhalb einer Skulptur, die Unregelmäßigkeiten, die letztlich das Kunstwerk ausmachen, entstehen so intuitiv. Es geht dabei nicht darum, den Menschen anatomisch korrekt nachzubilden, sondern sinnlich erfahrbare Metaphern über menschliche Befindlichkeiten oder Lebenssituationen zu formen.

K3: Welche Materialien und Techniken bevorzugen Sie?
ZR: Holz bearbeite ich vorwiegend mit der Kettensäge. Damit lassen sich Schnitte, Vorsprünge, Verdichtungen oder Maserungen in ganz besonderer Weise hervorheben. Riefen, Schrunden, Splitter und Risse bleiben oft sichtbar und zeigen den Arbeitsprozess. Stahl und Eisen erfordert, dass ich schweiße. Bei Aluminium und Bronze arbeite ich mit verschiedenen Gusstechniken, die aufwändige Arbeitsvorbereitungen erfordern.

K3: Haben Sie bestimmte Rituale oder Gewohnheiten während des Schaffensprozesses?
ZR: Beim Arbeiten muss ich mich stets flexibel an das Material und die Grundidee anpassen, so dass sich Rituale von selbst ausschließen.

K3: Gab es einen prägenden Moment in Ihrer künstlerischen Laufbahn
ZR: Ein spezielles prägendes Moment gab es nicht. Prägende Momente gibt es immer noch und sie tauchen ständig auf. Alles passiert in einem Prozess, alles entsteht aus Reibung – und die Welt ist voll davon.

Zur Inspiration und Motivation

K3: Welche Erfahrungen haben Ihre Kunst beeinflusst?
ZR: Es sind weniger Erfahrungen, als vielmehr Gedanken und Gefühle, philosophische Überlegungen, Auseinandersetzungen mit den Fragen, die sich das Individuum und die Gesellschaft stellen.

K3: Gibt es bestimmte Künstler*innen, Themen oder Ereignisse, die Ihre Arbeit beeinflussen?
ZR: Nein, ich orientiere mich nicht an anderen Künstlern und versuche, mich nicht von äußeren Einflüssen beeinflussen zu lassen.

K3: Was möchten Sie mit Ihrer Kunst bei den Menschen erreichen?
ZR: Ich will mit meiner Kunst die Menschen nicht belehren. Vielleicht spricht es ja die Menschen an und sie werden angeregt, sich mit dem Werk auseinanderzusetzen.

K3: Welche Rolle spielt die Gesellschaft in Ihrer Arbeit?
ZR: Die Menschen haben für mich eine große Bedeutung, besonders wie sie sich verändern. Gesellschaftliche Themen wie Krieg, Konsum, Krankheit, Tod, Streit, spielen immer eine Rolle.

Zur Bedeutung und Interpretation

K3: Wie möchten Sie, dass Ihre Kunst von den Betrachtern interpretiert wird?
ZR: Alle meine Arbeit haben keinen Titel (o.T.). Ich möchte, dass jeder Betrachter seiner eigenen Wahrnehmung traut.

K3: Gibt es eine bestimmte Emotion oder Botschaft, die Sie vermitteln möchten?
ZR: Ich möchte nur vermitteln, dass es keine allgemeingültige Wahrheit, nur den Zweifel gibt. Ich möchte vermitteln, dass meine Arbeiten die eigene Wahrnehmung aktivieren und anregen, selbst zu denken und zu fühlen.

K3: Gibt es eine persönliche Verbindung zu einem Ihrer Werke, die Sie teilen könnten?
ZR: Es gibt nur persönliche Verbindungen zu jedem meiner Werke.

K3: Inwiefern spiegeln Ihre Werke Ihre persönliche Entwicklung oder Erfahrungen wider?
ZR: Eine solche Sicht von außen habe ich nicht – ich bin, wie ich bin, ich kann nicht anders. Ich versuche nur, ich selbst zu sein, authentisch.

Nach der Rezeption durch das Publikum

K3: Welche Reaktionen oder Interpretationen von Betrachtern haben Sie am meisten überrascht oder berührt?
ZR: Mich berühren immer Reaktionen von Menschen, die von meinen Werken angeregt werden, tiefgründige ganz eigene Gedanken zu entwickeln und zu äußern.

K3: Wie fühlen Sie sich, wenn jemand Ihre Kunstwerke erwirbt und in sein Zuhause integriert?
ZR: Es freut mich immer wieder, wenn ich sehe, wie ein Werk wundervoll in die jeweilige individuelle heimische Atmosphäre passt und den Besitzer emotional erfreut. Das empfinde ich als eine große Wertschätzung.

Zur Entwicklung und Zukunft

K3: Wie hat sich Ihre Kunst im Laufe der Zeit entwickelt?
ZR: Ich finde es nicht angebracht, von Entwicklung zu sprechen. Was in der Kunst gelten muss, ist Veränderung. Das ist wesentlicher Teil meiner Arbeit. Darum soll es für mich keine Wiederholung geben, kein „immer das Gleiche“.

K3: Gibt es neue Techniken oder Stile, an denen Sie arbeiten?
ZR: Mein Stil ist, dass ich keinen Stil habe und auch nicht haben will. Ich will keine Festlegung sondern Veränderung.

K3: Haben Sie zukünftige Projekte oder Ziele, die Sie teilen möchten?
ZR: Mein Ziel ist nur, den Weg weiterhin begleitet vom Zweifel gehen zu können. Die Projekte entstehen dann von selbst.

K3: Welche Tipps geben Sie jungen Künstlerinnen und Künstlern?
ZR: Sei ehrlich zu Dir selbst, lass Dich nicht beeinflussen von Anderen, auch nicht von den sogenannten kompetenten Professoren oder Kunsthändlern. Suche Dein Inneres als Deinen Wegweiser. Lebe in dieser immer schwieriger werdenden Zeit: „Sei Du selbst!“

K3: Was halten Sie von der Digitalisierung des Kunstmarktes und wie beeinflusst Sie das in Ihrer Arbeit?
ZR: Die Digitalisierung des Kunstmarktes hat auf meine Arbeit keinen Einfluss. Das von Hand gemachte Werk ist nicht austauschbar mit einem Objekt eines kurzlebig-trivialen elektronischen Gerätes.

K3: Danke Zeljko Rusic für die Einblicke.

Einzelausstellungen (Auswahl)

2024 Galerie K3, Königsfeld
2022 Galerie Gräfe art-concept, Berlin (mit Gregor Kalus)
Galerie im Altbau, Aldingen
2021 Galerie Reitz, Zürich
Galerie Meinlschmidt, Balingen
2019 Kunstverein Bad Nauheim (mit Jupp Linsen)
KUNSTKULTUR: KUNSTraum Königsfeld
Galerie Altes Rathaus Musberg, Leinfelden-Echterdingen
2018 Gemeinde Rosenfeld, Rosengarten
Villa Eugenia, Hechingen
2017 Städtisches Museum, Engen
2016 depot.K, Freiburg
KUNSTKULTUR: KUNSTraum Königsfeld
2014 Galerie „Bovistra“, Stuttgart
Galerie Kerstner, Kronberg
2013 „Galerie im Rathaus“, Kolbingen

Gruppenausstellungen (Auswahl)

2023 Grande Exposition Internationale des Beaux-Arts a Neuf-Brisach
2022 Kunstverein Villingen-Schwenningen, „Fusion“
2014-2023 KUNSTraum Königsfeld (jährlich)
2011-2023 Kunstverein Villingen-Schwenningen (jährlich)
2017 Kapuziner Rottenburg „Touch me“
2016 Galerie Reitz, Köln
2009-2020 Städtische Galerie, Tuttlingen (jährlich)
2015 Int. Fahneninstallation, KUNSTKULTUR Königsfeld
Galerie Bovistra, Stuttgart 2015 Galerie Reitz, Köln
2014 Galerie Kura, Hamburg 2014 Galerie Reitz, Köln
2011 Galerie Ranft, Schliengen
2010/2012 Galerie petite, Villingen-Schwenningen
2009 Landratsamt Schwarzwald-Baar-Kreis
2003/2005/2007/2009/2011/2013 Künstlerkreis Quadrat Königsfeld

Skulpturen im öffentlichen Raum (Auswahl)

2023 Skulpturen, Landesgartenschau Balingen
2020 Skulptur in Neu-Breisach, Frankreich
2018 Skulptur vor Altes Rathaus Musberg, Leinfelden-Echterdingen
2016 Relief für Bács-Kiskun, Ungarn
Skulptur, Palliativ-Zentrum Villingen-Schwenningen
2013 Skulptur, Stadt Tuttlingen
Skulptur, Regierungspräsidium Freiburg
2007 Großrelief Alemannenhalle, Mönchweiler

 

Werke von Zeljko Rusic*